24.07.2020 | Forschung trifft Praxis

Korrosion verstehen und vermeiden

Das Korrosionszentrum der DECHEMA unterstützt Sie in allen Fragen rund um das Thema Korrosion

Während Sie diesen Artikel lesen, zerbröseln weltweit etwa 1.400 Kilogramm Stahl durch Korrosion. Leise und irreversibel. Nur wenige Korrosionsprobleme machen in den Medien so einen Wirbel wie ein Brücken-Einsturz, etwa der der Ponte Morandi-Brücke in Genua, Italien, im Jahr 2018. Trotzdem ist jede Metallstruktur ständig den Einflüssen von Salzen, Säuren, Hitze und Mikroben ausgesetzt und wird mit der Zeit instabil. Das Korrosionszentrum des DECHEMA-Forschungsinstituts bietet kompetente Beratung und Service zu allen Fragen rund um das Thema Korrosion.

Fragen an Dr. Maren Lepple, die Koordinatorin des DECHEMA-Korrosionszentrums:

Warum sollte ich mich mit meinem Korrosionsproblem gerade an Sie wenden?

Wir decken in Sachen Korrosion das gesamte Spektrum von der Grundlagenforschung bis zur industriellen Anwendung ab und sind in das DECHEMA-Forschungsinstitut eingebettet. Damit haben wir einen weiteren Blick als viele andere Labore und unsere Interpretation geht viel tiefer. Darüber hinaus verfolgen wir in der Regel einen ganzheitlichen Ansatz; bei uns gibt es zu den Ergebnissen auch eine Interpretation. Wir sind bekannt dafür, dass wir den bürokratischen Aufwand gering halten, um uns direkt um Ihre Fragestellung zu kümmern. Selbstverständlich gehen wir absolut sorgfältig mit Geheimhaltungsvereinbarungen und Patentfragen um.

Welche Branchen sprechen Sie an?

Grundsätzlich sind wir der richtige Ansprechpartner für alle, die mit metallischen Werkstoffen arbeiten. Historisch gesehen kommen viele unserer Kunden aus der chemischen Industrie und dem Anlagenbau, insbesondere dem Kraftwerksbau. Aber auch für Unternehmen aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie haben wir schon viele Projekte durchgeführt.

Welche Dienstleistungen bieten Sie an?

Wir decken den gesamten Lebenszyklus von Werkstoffen ab, von vorbeugenden Maßnahmen bis hin zur Analyse von Korrosionsschäden. Wenn Sie einen korrosionsbeständigen Werkstoff für eine spezielle Anwendung finden oder eine Korrosionsschutzstrategie entwickeln müssen, beraten unsere Experten Sie gerne. Ich wünschte, die Konstrukteure von Maschinen und Anlagen kämen früher zu uns und zwar bereits dann, wenn sie die Anlagen entwickeln. Viele Schäden könnten durch vorbeugende Korrosionsprüfung und die Entwicklung von Schutzmaßnahmen vermieden werden. Indem man Legierungen und Beschichtungen richtig auswählt, z.B. Nanopartikel-basierte Schutzschichten, keramische Wärmedämmschichten oder Anodisierverfahren - es gibt für praktisch jede Umgebung und Beanspruchung eine Lösung.
Ist der Schaden bereits eingetreten, bieten wir ein breites Spektrum an Analysen von Korrosionsschäden an. Wir machen das seit 50 Jahren und sind immer am Puls der Zeit, was die modernsten Methoden angeht. Natürlich haben wir auch die entsprechende Ausrüstung dafür. Unsere erfahrenen Metallographinnen wissen genau, wie man an Werkstoffen mit Mikrostrukturanalyse mit Mikroskopen und Spektroskopen nach den Beweisen sucht, die dann den Schadensmechanismus aufklären.

Wie sehen solche Projekte konkret aus?

Kürzlich kam ein Hersteller von Brennwertkesseln auf uns zu. So einen Kessel haben Sie vielleicht zuhause im Heizungskeller, sie werden aber auch in der Industrie eingesetzt. Das Abgas des Boilers wird gekühlt, um Energie daraus zu gewinnen, dabei entsteht Kondensat. Weil die Geräte immer kompakter werden sollen, werden auch die Gaskanäle in den Wärmetauschern immer schmaler. Wählt man hier das falsche Material aus, führt der saure pH-Wert des Kondensats zur Korrosion. Dann verstopfen die Gaskanäle des Wärmetauschers durch Korrosionsprodukte und das Gerät fällt aus.
Wir haben eine spezielle Versuchsanlage zur Taupunktkorrosion gebaut, elektrochemische Untersuchungen gemacht und die Werkstoffe analysiert. Das hilft dem Hersteller, die Prozesse besser zu verstehen, die zur Verstopfung führen und trägt dazu bei, dass der Wärmetauscher in Zukunft anders konstruiert wird.

Wie viele Mitarbeiter hat das Korrosionszentrum?

Das DECHEMA-Korrosionszentrum umfasst rund 30 Experten für Werkstoffkunde und Korrosion. Sie arbeiten eng mit den Elektrochemikern, Technischen Chemikern und Mikrobiologen des DECHEMA-Forschungsinstituts zusammen. Diese Kombination ist etwas ganz Besonderes und sorgt für viele Synergien; sie macht uns weltweit einzigartig.

Arbeiten Sie mit Korrosionsgesellschaften zusammen?

Sehr eng!  In der DECHEMA sind die Geschäftsstellen der führenden Korrosionsgesellschaften beheimatet: der GfKorr (Deutsche Gesellschaft für Korrosionsschutz), der EFC (European Federation of Corrosion) und der WCO (World Corrosion Organization). Unsere Experten sind traditionell ehrenamtlich in allen diesen Gesellschaften in führenden Positionen tätig. Dadurch sind sie international bestens vernetzt und zögern auch nicht, ihre Kontakte im Interesse unserer Kunden zu nutzen. So bleiben sie auch immer auf dem aktuellen Stand der internationalen Korrosionsforschung.
Die DECHEMA gibt überdies auch die Werkstoff-Tabelle heraus. Sie enthält Aussagen zur Korrosions- und chemischen Beständigkeit von Werkstoffen und Werkstoffempfehlungen von industriellen Materialien in über 1.000 korrosiven Medien.

www.korrosionszentrum.de

Die Fragen stellte Marlene Etschmann.

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